Stele zu Wolfskindern feierlich eingeweiht

Kyritz, den 23.09.2019

Vor dem ehemaligen Kinderheim in der Perleberger Straße 62 in Kyritz wurde am 17. September eine Informations-Stele feierlich eingeweiht, die an die Geschichte des Gebäudeensembles, insbesondere an die Geschichte der „Wolfskinder“ erinnert.

Das vielen Kyritzern als „Kinderheim“ bekannte Areal, wurde in der Vergangenheit vielfältig genutzt. Es erzählt exemplarisch besondere Aspekte der Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert.

So wurde die 1913/14 gebaute Anlage als Wanderarbeitsheim, eine Unterkunft für arbeits- und obdachlose Menschen genutzt, im 1. Weltkrieg dann als Lazarett, während des Nationalsozialismus als Straßenbauamt, ab 1945 als Auffanglager für Flüchtlinge und Vertriebene. Dann km es in Besitz der roten Armee und danach wurde es Schule der Volkspolizei und schließlich ab 1949 ein Kinderdorf, in dem eltern- und obdachlose Kinder aus Ostpreußen nicht nur ein zu Hause fanden, sondern auch eine Ausbildung bekamen. Viele von ihnen hatten sich zuvor elternlos als sogenannte Wolfskinder in den ehemaligen deutschen Ostgebieten durchgeschlagen. Bis 1998 fungierte das Gelände schließlich als Kinderheim, heute als Wohnpark.

Trotz der vielfältigen Nutzung war es insbesondere die Geschichte der Wolfskinder, die die Stadt Kyritz auf Engagement des Heimatvereins für Kyritz und die Ostprignitz veranlasste, diese Stele zu errichten. Nie wieder soll das Schicksal der Wolfskinder in Vergessenheit geraten. Denn diese wurde erst nach der Wende in den 1990er Jahren bekannt und erst dann konnte für die Betroffenen die Aufarbeitung der traumatischen kriegsbedingten Erlebnisse beginnen.

 

Zur Einweihung waren etwa zwanzig ehemalige Bewohner der Nachkriegszeit gekommen und schilderten an der Stele und in einer anschließenden Gesprächsrunde in Bluhm’s Hotel eindrücklich ihre Erinnerungen: den Verlust der Eltern und Geschwister, das Auf-sich-Alleingestelltsein, die langjährige Odyssee, die Verwahrlosung. „Hier in Kyritz wurden aus uns wieder Menschen gemacht“, so Heinrich Kenzler aus Oranienburg.

 

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