Postkartenschatz für Kyritz

Kyritz, den 19.10.2017

Wie vielseitig Ansichtskarten sein können und wie hoch ihre Bedeutung für heutige Generationen ist, zeigt die Heimatsstube in Kyritz. Dorthin hatte der Kyritzer Mario Neubauer, der nun in Werne lebt, bereits vor zwei Jahren den Kontakt aufgebaut, um seine Sammlung historischer Ansichtskarten in gute Hände zu geben. Nun konnte die Stadtverwaltung den Ankauf der historischen Ansichtskarten ermöglichen. „Ich freue mich darüber, dass ein Kyritzer daran gedacht hat, seine Sammlerstücke seiner Heimatstadt zu überlassen“, freute sich Bürgermeisterin Nora Görke.

 

Die eigentliche Übergabe war unspektakulär, erinnert sich Angela Städeke-Karavidaj vom Heimatverein Kyritz an die Ankunft der über 400 Ansichtskarten in der Heimatstube. In vier Alben waren sie gesammelt. Helmut Wagner vom Heimatverein für Kyritz und die Ostprignitz sichtete und sortierte die Karten, die Älteste ist von 1898. Kurios ist die nach New York gesandte Karte mit einer Ansicht vom Hotel „Schwarzer Adler“. Sie zeigt eine Geheimschrift, die bisher noch nicht entziffert werden konnte.

 

Bürgermeisterin Nora Görke betont: „Wir sind Mario Neubauer sehr dankbar, dass diese Karten jetzt in Kyritz sind.“ Historische Ansichtskarten gelten als wichtiges Zeugnis der Zeitgeschichte. „Wir hatten schon Architekten, die sich über alte Stadtansichten bei uns informiert haben“, berichtet Angela Städeke-Karavidaj vom Heimatverein. Durch immer detailliertere Abbildungen und Fotografien geben die historischen Ansichten Aufschluss über die baulichen Entwicklungen einzelner Gebäude und Straßen. „Es ist wirklich interessant zu sehen, wie sich eine Stadt verändert“, so Bürgermeisterin Görke.

 

Helmut Wagner und Angela Städeke wissen auch manch Interessantes zur Geschichte der Postkarte im Allgemeinen zu berichten: Einen genauen Erfinder der Postkarte kann man nicht benennen, da dieses Phänomen wohl zeitgleich in verschiedenen Regionen der Welt aufgetaucht ist. Doch sicher ist, dass man dieses viereckige Stück Karton zunächst nutzte, um kurze Botschaften zu versenden – ähnlich einer handgeschriebenen SMS. Gerade im Militärbereich wurden so via Feldpost Befehle übertragen. Im privaten Bereich galten diese offenen Mitteilungen lang als unschicklich. Mit der zunehmenden Reiselust und Mobilität der Menschen änderte sich die Funktion dieser offenen Mitteilung. Zum handschriftlichen Gruß kam die Ansicht des Urlaubsortes und ersetzte eine wortreiche Erklärung der Aussicht vor Ort. Die „Ansichtskarte“ war geboren. Ob als einfarbiger oder mehrfarbiger Druck (Chromolithografie), der Urlaubsgruß wurde populär. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts setzen sich auch Fotografien als Motiv durch. Das niedrigere Porto als beispielsweise ein Brief, verhalf der Ansichtskarte ebenfalls zum Aufschwung. Ab 1918 geriet die Postkarte als reines Textmedium durch neue Kommunikationsmedien, wie das Telefon, langsam in den Hintergrund. Die Ansichtskarte mit bekannten Bauwerken oder öffentlichen Plätzen vom Urlaubsort blieb.

 

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